Schwanden – Arbeiten in einer Gefahrenzone

1.10.2024; Text: Marco Harling
Es ist keine leichte Aufgabe: In Schwanden, das von Naturgewalten stark getroffen wurde, muss aufgeräumt und ein neuer Schutzwall gebaut werden – mitten in einer Gefahrenzone.
Zonenplan von Schwanden in unterschiedlichen Farben rot,blau, gelb Swisstopo
Swisstopo

Am frühen Morgen, um 6:29 Uhr, vibriert das Handy von Ernst Stucki, Polier beim Ingenieurbau der STRABAG. Eine Nachricht informiert ihn: «STRABAG, 19.09.2024 – Die Gefahrenzonen blau, gelb, rot sind gemäss dem übergeordneten Sicherheitskonzept (SiKo) Naturgefahren freigegeben.»
Damit darf Ernst Stucki seinen Arbeitstag auf der Baustelle in Schwanden beginnen.

Das Gebiet in Gefahrenzonen unterteilt
Vor über einem Jahr wurde die Gemeinde Schwanden GL von einem Erdrutsch schwer getroffen. Seitdem versucht die Gemeinde wieder zur Normalität zu finden, doch der betroffene Dorfteil bleibt gezeichnet. Die Region rund um die abgerutschten Schlammmassen ist in verschiedene Gefahrenzonen eingeteilt. Vor allem die Sperrzone Rot birgt die grösste Gefahr, da hier ein unmittelbares Risiko für Leib und Leben besteht. Sämtliche Gebäude in diesem Bereich wurden entweder durch den Erdrutsch zerstört oder vorsorglich zurückgebaut. Eine Wiederbesiedlung wird es nicht geben, denn weiterhin drohen grosse Mengen Material abzurutschen – besonders nach heftigen Regenfällen steigt die Gefahr erheblich.

Ein zehn Meter hoher Schutzwall
Bis Mitte Oktober werden die Schlammmassen von den STRABAG-Arbeiter:innen abgetragen und wegtransportiert. Eine traurige Arbeit: Unter jeder Schicht tauchen immer wieder verschiedene Gegenstände auf – von Steinen, Beton und Holz bis hin zu Autos, Fahrrädern, Motorrädern und persönlichen Habseligkeiten der ehemaligen Bewohner:innen. Die Mitarbeitenden sortieren die Funde sorgfältig und transportieren sie zur nahegelegenen Entsorgungsstelle.
Sobald der gesamte Schlamm abgetragen ist, wird die entstandene Grube mit Erde und Felsmaterial aufgefüllt. Der neue Boden wird über zehn Meter höher liegen als das ursprüngliche Gelände, auf dem einst 15 Häuser standen. Dieser Schutzdamm soll künftige Erdrutsche oder Murgänge davon abhalten, in bewohnte Gebiete vorzudringen.

  • Es ist ein bedrückendes Gefühl, auf dem Gelände früherer Wohnhäuser zu arbeiten, wo so viele Existenzen zerstört wurden. Aber diese Arbeit ist notwendig. Wir helfen nicht nur der Gemeinde, sondern sorgen auch dafür, dass solche Katastrophen in Zukunft hoffentlich weniger Schaden anrichten

    Ernst Stucki
    Polier Tiefbaubau Niederurnen, STRABAG AG
Naturereignis Wagenrunse